Naturwerkstoffe
Propolis-Farben Meiners

Ultramarinpigmente

Zusammensetzung:

schwefelhaltige Natrium-Aluminiumsilikate

Verwendung:

sehr gute maltechnische Eigenschaften, geeignet in allen Techniken und Medien, sehr gut alkalibeständig, nicht säurebeständig bis auf einige Spezialsorten, sehr lichtecht, auch in starker Weißausmischung, verträglich mit den meisten anderen Pigmenten, nicht besonders wasserbeständig, da hydrophil: auf feuchten Wänden besteht die Gafahr erneuten Aufquellens, sodaß das Pigment ausblühen kann (Ultramarinkrankheit),weshalb für Einsätze außen und/oder in feuchter Athmosphäre sehr beständige Bindemittel nötig sind. Ausgesprochenes Lasurpigment; in dicken deckenden Schichten schwer zu binden (siehe die Bilder v. Yves Klein).Kurzzeitig hitzebeständig, für den Organismus sowohl innerlich wie äußerlich unschädlich, daher auch als optische Ergänzungswirkung zur Aufhellung von Zucker, Stärke, Papier, Wäsche zugelassen. Und es wird, neben vielen anderen Einsatzgebieten, in der Weißfarbenindustrie als Komplementärfarbe gelbstichigen Produkten zugesetzt, um sie danach auch im Kunstlicht rein weiß erscheinen zu lassen.

Herstellung

Durch gesteuertes Erhitzen einer Mischung aus calzinierten Tonen, das ist kieselsaures Aluminium, welches kein Eisen enthalten soll, wasserfreies schwefelsaures Natrium, das ist Glaubersalz, frei von Eisen und freier Schwefelsäure. Das Glaubersalz wird vorher aufgelöst und unter Zusatz von Kalk zur Lösung gereinigt, so auch von Eisen und Schwefelsäure befreit. Im weiteren wasserfreies kohlensaures Natrium (Soda), fein gepulverter Schwefel, fein gepulverte Holz-/Steinkohle, Harze sowie Schwefelnatrium.

Durch gesteuertes Erhitzen dieser innig gemischten Zutaten in einem längeren Brennprozeß entsteht dann das Ultramarinblau. Mit dieser Beschreibung könnten wir es hier bewenden lassen, wollen jedoch am Beispiel des Ultramarins verdeutlichen, wie groß oftmals der Aufwand zur Herstellung eines Produkts sein kann, das eine sehr weitreichende industrielle und künstlerische Verwendung in der gesamten Wirtschaft beansprucht. Eine solche Produktionsweise hat auch erst das 19. Jahrhundert mit seinen Umwälzungen auf sämtlichen Gebieten, politisch, rechtlich, wissenschaftlich, technisch und sozial ermöglicht.

Zuvor wird das Kaolin calziniert/gebrannt; dies geschieht bei ca. 800°C in Kammer- oder Drehöfen 24-48 Std. lang. Danach wird es mit Soda, Na-Sulfat, Schwefel und den Reduktionsmitteln (Kohle,Harz) sowie siliziumhaltigen Materialien, wie Quarz, Kieselgur etc. vermahlen. Je nach Gewichtung der eisen- und chlorfreien Bestandteile entstehen dann durch das Brennen dunkle, rotstichige, hell-grünstichige, stärker oder weniger siliziumhaltige Mischungen. Nach den Mahlungen werden die Mischungen gebrannt; entweder in Tiegeln aus Schamotte, die porös/gasdurchlässig sein müssen und in den Werken selbst hergestellt werden, weil sie nur wenige Brenngänge aushalten oder in Drehöfen, die eine kontinuierliche Produktion erlauben. Der Brennprozeß selbst findet in 3 Stufen statt. Sie bestehen 1. aus der Anheizperiode, die bis auf 500°C in 10 bis 50 Std. geht. 2. der Reaktionsphase, die ab 500°C beginnt und durch Wärmeabgabe des nun brennenden Schwefels auf 700 bis 800°C ansteigt und 3. der Nachheizperiode, die hauptsächlich den Oxydationsprozeß darstellt und bei dem in den Tiegeln zuerst Grün entsteht.

Wie genau bzw. warum in einer ersten Phase des Brennens das Grün, danach das Blau entsteht, kann bis heute nicht wirklich erklärt werden. Selbstverständlich gibt es Theorien hierüber. Danach kommt die Abkühlungsphase, die bis zu 2 Wochen dauert und in denen der Umbildungsprozeß des grünen Rohbrandes zu Blau stattfindet. In dieser Phase reduziert das Schwefeldioxyd wieder zu Schwefel und scheidet sich ab. Dieser Prozeß, der noch lange nicht beendet ist, ist derart kompliziert, daß er nur von Produzenten und Arbeitern mit sehr großer Erfahrung überschaut und gesteuert werden kann. Auch ist der gesamte Prozeß in allen seinen Einzelheiten eben auch nicht wirklich erkannt: es ist Erfahrungswissen.

Nun muß dieser gesinterte Rohbrand, bei dem die stark sauren Abgase früher sehr hohe säurefeste Schornsteine, heute wirksame Filtersysteme erfordern, gewaschen werden, wobei er von den bis zu 20% Schwefelverbindungen befreit werden soll. Dies geschieht mit fließendem Wasser in beweglichen Filteraggregaten und -pressen. Ein Auslaugungsprozeß, bei dem früher ganze Ströme, z.B. der Rhein oder die Mulde verbraucht werden mußten, nachdem die umgebenden Wälder und Pflanzen mit den schwefeligen Niederschlägen durch die Mägen der Tier- und Pflanzenwelt gegangen sind. Nach den Wasch- und Auslaugungsgängen wird der Rohbrand gemahlen; er ist ja noch sehr grobkörnig und versintert, hat noch wenig Färbevermögen. Bei der Naßvermahlung in den großen Rohr- oder Trommelmühlen mit Steatit- oder Porzellankugeln, früher in großen Kollergängen, ist die nach und nach erzielte immer größere Feinkörnigkeit verbunden mit dem langsam stärker werdenden Aufziehen der blauen Farbe, indem die Schwefelverbindungen weiter in Wasser gelöst werden und in Gegenwart und durch das Wasser eine Oxydation stattfindet, in der sich die Farbe immer mehr vertieft. Die Feinheit der Pigmentpartikel gleicht jetzt schon einer Suspension, deren Teilchen in Größenordnungen mit kolloidalem Charakter übergegangen sind. Es können übrigens drei unterschiedliche Typen von Ultramarinblau hergestellt werden: sog. Sulfat-Ultramarin, Soda-Ultramarin und Kieselsäure-Ultramarin. Aus dem Sulfat-Ultr. resultiert zuerst das Grün, welches früher auch für sich selbst weiterverarbeitet wurde. Aus dem Soda-Ultr. resultiert nicht erst grünes, sondern direkt blaues von reiner sehr tiefer Färbung. Das Soda-Ultr. mit Kieselsäure angereichert, ergibt dann das Kieselsäure-Ultr.,das Alaunlösungen widersteht.

Jetzt folgt der Vorgang des Schlämmens, in dem die Partikel unterschiedlicher Größe in entsprechende Schichten sedimentieren. Der Verschiedenheit der Farbnuancen von dunkel nach hell entspricht auch das Absitzen der Partikel von grob nach fein. Die hellsten Sorten sind auch die feinsten. In Aufschlämmungen von ca. 20% Pigmentgehalt wird in einem Stufenschlämmverfahren (Stocksches Gesetz) die Suspension zum Absitzen gebracht, was in unterschiedlichen Geschwindigkeiten geschieht. Die gröberen Anteile sinken schneller in die unteren Stufen ab, sodaß hieraus ein System von Aufschlämmen und schnellem Abpumpen des schwefelhaltigen Wassers entwickelt wurde, in welchem die Sedimentation der feinsten Partikel aufgehalten wird. Diese Partikel sind derart fein, daß sie erst nach Wochen sedimentieren. Diese Prozesse werden noch mit Zentrifugen verkürzt. Nach Entfernen der groben dunkleren Anteile durch Absitzen wird die feine Suspension in der sog. Endlauge durch Elektrolyte wie Magnesium- oder Calziumchlorid zum Ausflocken gebracht. Dieser Farbschlamm wir erneut mit Drehfiltern und Filterpressen von der Lauge getrennt. Es versteht sich, daß auch dieser letzte Rückstand oder Farbkuchen, weiter gründlich gewaschen werden muß, um für die verschiedenen Verwendungszwecke entsprechend salzfreie Produkte zu erzielen.

Die verschiedenen jetzt erreichten Qualitäten, das Satzblau und das durch Elektrolyse niedergeschlagene, werden nun in der Wärme getrocknet und danach in sog. Desintegratoren erneut vermahlen und durch Siebe mit mind. 4500 Maschen/cm² geblasen. Bei feinsten Sorten wird Seide verwendet. Es sind dies die Sorten, die als sog. "Entscheinungsmittel" für beispw. weiße Papiere, Zucker, weiße Textilien verwendet werden. Weitere Sorten, wie Ultramarin-Violett und Ultramarinrot können nun aus dem fertigen Blau gewonnen werden, indem sie erneut mit Chloriden usw. vermischt und Chlorwasserstoffgasen bedampft und/oder wieder erhitzt, doch nicht gebrannt werden, um durch die Dauer der Temperaturwirkung, der Chemikalien und deren Mischungsverhältnis die gewünschten Farbtöne zu erzielen.Hieran schließen sich wieder die beschriebenen Auswaschprozeduren des entstandenen NaCl sowie das Filtern, Schlämmen und Sichten durch Siebe an.

Das Ultramaringrün als Vorprodukt war früher im Handel und ist heute bestenfalls als Restbestand aus älteren Zeiten zu bekommen, was nicht den größten Verlust bedeutet. Dadurch, daß in diesem Vorprodukt auf der Stufe des Grün die Blaubildung abgebrochen wurde, konnte es entsprechend auch nicht dem intensiven, das Blau bildenden Mahlprozeß unterworfen werden, was zu wesentlich gröberer Teilchengröße führte, wodurch andere maltechnische Eigenschaften entstanden sind. Auch waren diese Sorten sehr sulfatreich und enthielten noch große Anteile von den Reduktionsmitteln. Ansonsten wurde es ähnlich verarbeitet wie das Blau, nur alles verkürzt.

 

Gewöhnlich beginnen Darstellungen technischer Prozesse mit Schilderungen der aus der Antike überkommenen Berichte, der verschiedenen Verwendungsweisen, dem Nachvollzug der Handelswege, der Beschreibung der Preziosen an den Königshöfen, aus den -gräbern, den Geschäftsbüchern der Maler, Apotheker und Klöster sowie der Kriege, die um die Reichtümer ausgekämpft wurden. Wir stellen den industriellen Prozeß der Ultramarinblau-Herstellung in der Synthese der Gewinnung des Ultramarin-Pigments aus dem Lapislazuli stellvertretend für andere Gewinnungsweisen von Pigmenten voran.

Zum ersten, weil das mythisch besetzte, extrem wertvolle echte Ultramarin, wenigstens dem Namen nach, vielen bekannt (Fra Angelico: Heiliger Sebastian usw.), die interessierte Frage nach der Herstellung hervorruft. Zweitens, daß vielleicht über das Verständnis des Industrieprozesses gesehen werden kann, daß in den Vorzeiten, in denen sich diese Tektosilikate (Wagner, Pigmente, 1960, Wissenschaftl. Verlagsanstalt Stuttgart), oft in Kalkstein eingebettet, gebildet haben, dies nicht mehr ganz unter Ausschluß allen organischen Lebens sich vollzog, aber auf der Erde, jedenfalls in den jüngeren Gebirgsregionen, wo man den Lapis Lazuli findet, eine Atmosphäre wie in einem Brennofen für Ultramarinblau geherrscht haben müßte. So kann es sich etwa vollzogen haben. Vielleicht hat Goethe ja schon 1787 in seiner Italienischen Reise, als er an einem stillgelegten Sulfatofen blaue Überzüge entdeckte, daran gedacht, daß die Entstehung der Minerale auf unserer Erde nicht einfach nur durch Hitze und tektonischen Druck entstanden sind, als er meinte, daß sich der Lasurstein auch synthetisch herstellen lassen müßte. Auch an den chem. Analysen des Ultramarins von Clement und Desormes im Jahre 1806 und der ersten synthetischen Herstellung 1828 durch J.B. Guimet aus Toulouse sowie unabhängig von diesen nur wenige Monate später auch in Deutschland durch Gmelin, ist ersichtlich, daß die wissenschaftliche Sichtweise der Entwicklung des Lebens in und auf der Erde sich nicht mehr aufhalten ließ. Im internet ist eine ganze Menge Information über Ultramarinblau zu finden, z.B. www.patent-de.com/200000803/DE69515466T2.html-68k, wo für Interessierte sehr viel über die chem. Struktur des Pigments zu erfahren ist. Und nicht zuletzt drittens, weil Ultramarinblau nun eines der ersten natürlichen Pigmente ist, das synthetisiert wurde und sofort in großem Umfang industriell hergestellt wurde. Dieses Pigment ist ein echtes Kind des beginnenden Zeitalters der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und soll stellvertretend für die Synthese aller künstlichen Pigmente beschrieben sein, denn jetzt wurden Märkte für den sich extrem vergrößernden Ausstoß an Industriegütern gebraucht, auf denen die Produkte gegen die Konkurrenzwaren auftraten: wie anders als durch Farbe lassen sich die konkurrierenden Waren voneinander unterscheiden ? Es ist auch das erste deutsche 'Reichspatent' 1877 Johannes Zeltner für ein Verfahren zur Herstellung einer roten Ultramarinfarbe erteilt worden. Zeltner, der in Nürnberg die erste bayrische Ultramarinfabrik 1838 errichtete, war ein interessanter liberaler Industrieller, der in den Zeiten des deutschen Frühkapitalismus auch viele soziale Einrichtungen begründete (ob dies nun durch die ungesunde und unfallträchtige Produktionsweise bedingt war, können wir nur vermuten). Auch Wilhelm Büchner, jüngerer Bruder Georg Büchners, gelingt 1841 in seiner Fabrik die Vereinfachung der Produktion des künstlichen Ultramarins. Auch Wilhelm Büchner tat sich als Fabrikant und späterer Politiker durch Gründung mehrerer sozialer Einrichtungen sehr hervor, wie überhaupt die ganze Familie Büchner, ungeachtet ihres später erst berühmten Sohns Georg. Wilhelm Büchners Sohn und Neffe Georg Büchners, übernahm die Fabrik seines Vaters, der noch eine Apothekerlehre gemacht hatte und dissertierte selbst 1875 über Anilin, was auf die Entwicklung der Anilinfarben hinweist. Welchen ungeheuren Boom die Möglichkeit, dieses künstliche Ultramarin herstellen zu können in Europa auslöste, mag durch den Hinweis auf Jose Gutierrez de la Concha illustriert sein. Dieser bekleidete 1863 in Spanien das wichtige Amt des 'Ultramarinministers', bevor er 1868 Regierungschef wurde.

 

Zur Entwicklung der mineralischen Welt

 

Wie neuere Theorien kanadischer und amerikanischer Forscher (Bob Hazen, Carnegie Institut Washington DC) entwickeln und wie es am Prozeß der Ultramarinblau-Herstellung sinnfällig wird, ist die Entstehung der Minerale auf der Erde zu großen Teilen eine Folge des Lebens selbst. Während jahrhundertelang Minerale nur nach statischen Eigenschaften beurteilt wurden, wie Kristallstruktur, Merkmalen wie Härte, Farbe, chem. Formel u. einiges mehr, wird jetzt auch unter dem Gesichtspunkt der Evolution die mineralische Welt erforscht.

Während die Minerale sog. 'steriler Himmelskörper' auffallend einfach gebaut sind und aus nur wenigen Komponenten sich zusammensetzen, haben wir auf der Erde eine Mineralienwelt mit auffallend vielen Komponenten. Es sind auf der Erde bspw. 43.000 Minerale bekannt, wovon mehr als zwei Drittel ihre Entstehung dem Leben selbst verdanken. Es wird geschätzt, daß es auf Venus und Mars kaum mehr als 500 Minerale gibt. Wie kommt das ? Am anfanglosen Anfang dieser uns bekannten Welt war vielleicht der drehende Gasteller, aus dem sich unser Sternensystem entwickelt hat und in dem sich möglicherweise rund ein Dutzend Minerale befanden, aus dem sich unser System gebildet haben wird. Durch die im Zentrum entstandene Sonne kann die Temperatur und andere Kräfte die Anzahl verfünffacht haben. Asteroiden und anderes zusammenballendes Gestein erzeugten weitere Minerale bis auf 250. Die Temperatur- , Druck- und Gasverhältnisse, der entstehende Vulkanismus, erstarrende, schmelzende und wieder erstarrende und schmelzende, zusammenfließende, wie Brotteig geknetete oder zu Schäumen aufgeblasene Gesteine konnten weitere mehrere Hundert Minerale erzeugen. Während die Tektonik der Erdplatten die Kruste der Erde ständig umwälzte, die Atmosphäre, die Meere entstanden sind und damit das Leben, blieben die Bedingungen auf den unbelebten Planeten vor dieser Entwicklung stehen.

 

Evolution, nicht nur als Auslese zu verstehen

 

Mit der Entstehung und Evolution des Lebens verwandelten sich die Bedingungen derart dramatisch, daß nun aus den bis dahin um die 1.500 existierenden Mineralen sich die heute bekannte Welt überhaupt erst entfalten konnte. Die Entstehung des Sauerstoffs durch die Photosynthese aufgrund der sog. Cyanobakterien war wahrscheinlich der Punkt überhaupt, der die Minerale am nachhaltigsten in Bezug auf die Bildung der vielen Sorten in ihrer Entwicklung freisetzte. Die vor der Entstehung des Sauerstoffs entstandenen Eisenminerale, Uran, Zink, Kupfer, Mangan, Kobalt, Nickel u.v.m. reagieren mit Sauerstoff. Rost z.B. ohne Sauerstoff ist nicht möglich. Durch die Reaktionen mit Sauerstoff allein müssen außerordentlich viele Minerale entstanden sein; man denke nur an die vielen schönen Erdfarben, die, sofern gefärbte Tone, erdgeschichtlich später entstanden. Auch die Tierwelt, vor 540 Mio. Jahren auf der Erde erschienen, bereicherte die Mineralwelt weiter. Calzium z.B., Silizium, als besondere, auch noch nicht gänzlich erforschte Baumaterialien in die organische Welt eingebaut oder die Pflanzen, die Kohle und den schwarzen Schiefer entstehen ließen, bildeten in unzähligen Kombinationen gemeinsam mit dem lösenden und verbindenden Wasser, der Temperatur, den Gasen, dem tektonischen Druck, neue Minerale, wie sie auch selbst nicht ohne Minerale sich entwickeln konnten. Wir sind als Lebewesen selbst ohne Minerale nicht denkbar; sie stellen nicht bloß das Material für organische Gerüste jeder Art, sie betätigen sich als Katalysatoren, Boten, Transportmittel u.a. in den lebendigen Systemen. Das Calzium z.B., in der Verbindung mit Phosphor, als lösliches Produkt, ist der Urstoff sämtlicher höherer Lebewesen: die Korallen bspw. waren noch von ihren aufbauenden Mineralen praktisch eingemauert; unsere Ur-Ur-Urahnen hatten schon lernen können, sich mit Mengen von Mineralen belastet zu bewegen und immer höhere Organisationsformen belebter Materie mithilfe der Calziumverbindungen auszubilden. Heute wird die häufigste Stoffwechselerkrankung mitunter auch "Lot's wife's problem" genannt. Die sog. Verkalkung, die auch den letztlich größten Teil der Todesursachen darstellt. Das alles mag vielen Menschen bekannt sein, wie es auch Wissenschaftlern bekannt sein wird, daß aufgrund dieser Entstehungsgeschichte - an unserem Beispiel des Lapis Lazuli/Ultramarin - eindeutig die erd- und lebensgeschichtliche Formation durch und über Minerale erforscht werden kann. Wie stark Geologie und Biologie, zumal Evolution des Lebens wie der Minerale zusammen- und voneinander abhängen, wird nicht jedem bewußt sein können, denn schon in dem Brief des Paulus an die Kolosser 2, 8. (auch Apostelgeschichte 17, 18.) wird die nichtcreationistische Weltsicht, spez. die des Epikur - heftig kritisiert: "Sehet also zu, daß euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen und nicht nach Christo."

Gerade dem bildenden Künstler, dem Bildhauer, doch bezogen auf die Farben besonders dem Maler, dessen Ausdrucksmittel nun einmal die aus dem Mineralreich hervorgegangenen Metallverbindungen und Erden sind und der intuitiv zur Erforschung der Ausdrucksmöglichkeiten seiner komplexen Vorstellungen oder aus Erfahrung jene Farben verwendet, die ihm aus diesem gewaltigen Prozeß der Evolution zugefallen sind, muß dieser Gedanke, fast einer Gnosis gleich, überwältigend aufleuchten. Wir hoffen es.

 

Mehr über dieses interessante Thema unter Stichwörtern wie " Prof. Willi Jahnen-Dechent, Aachen, Douglas Mulhall, Boston" oder der Dokumentarfilm "Gefährliches Calzium" von Beatrice Sonnhüter

 

Geschichtliches

 

In den Königsgräbern von Ur, Schatzkammern der Pharaonen etc. konnte der Lapis Lazuli selbstverständlich nicht fehlen. Typisch ist, daß das Mineral, mit Stücken von Pyrit durchsetzt, oft aussieht, als sei es von Goldflitter begleitet, was den Vergleich mit den glitzernden Sternen am nachtblauen Himmel nahelegt. Vom Mittelalter an wurde es als Pigment und als Stein für Mosaike in Europa eingeführt. Schon Marco Polo beschrieb 1271 ein Verfahren, nach dem das Pigment aus dem Stein extrahiert wurde. Aus dem Altertum ist ein solches Verfahren nicht überliefert, obwohl bei der Verarbeitung des Steins notwendig Splitter und Pulver abgefallen sind und eine weitere Verarbeitung naheliegt. Aber vielleicht gibt ja die neuere Forschung, z.B. die Untersuchung der Ölmalereien in den entdeckten Klosterhöhlen hinter den von den Taliban gesprengten Buddhastatuen auch Aufschluß über die dort verwendeten Pigmente. Man dachte ja bis vor kurzem, daß die Ölmalerei in Europa erfunden wurde. Die Ägypter jedenfalls mußten das Pigment nicht herstellen, obwohl der Stein dort, mit dem Gold gleichgesetzt, unter dem Namen "Chesbet" auch pulverisiert verarbeitet worden ist. Vielleicht wurde er ja pulverisiert als Transformationsmedium inkorporiert, wegen seiner Himmelsverwandtschaft. Wir wissen es nicht. Sie stellten ein eigenes Blau aus Kupferoxyd, Kalk und Borax her, das das ganze Altertum über in Gebrauch war. Und wenn man zu dieser Zeit den zerkleinerten Lapis Lazuli noch nicht in die färbenden und farblosen Teile zu trennen verstand, konnte die Farbqualität des gepulverten Steins nicht mit dem Ägyptisch Blau konkurrieren. Aber auch die Kunst Ägyptisch Blau herzustellen ging zeitlich mit der Ausbreitung des Islam verloren. Seit dieser Zeit herrschte wohl ein empfindlicher Mangel an Blau, sodaß man sich intensiver mit den Abfällen des Lapis Lazuli beschäftigen mußte.

Das beginnende Mittelalter unterschied die Sorten noch nicht wirklich; es bezeichnete das Blau als "Azur" oder auch "Lazurium" im 6. Jahrhundert, was im "Lapis Lazuli", wie zur Kennzeichnung bestimmter Farbeigenschaften heute, sich desselben Wortstamms bedient und welche Eigenschaft auch das künstliche Ultramarinblau hat. Das Wort kommt aus dem Persischen, wo "Lazul" oder "Lazur" Blau bedeutet; so wurde der Name mit der Sache übernommen. Ob es sich um das Bergblau, aus "Azurit", die sog."Kupferlasur" handelte oder ob von dem aus Lapis Lazuli gewonnenen Pigment die Rede war, kann aus den alten Texten selbst nicht ermittelt werden. Im Gegensatz zum Ultramarin ist Kupferlasur einfach kein beständiges Pigment, das ist neben der Leuchtkraft der Farbe der wesentlichste Unterschied.

 

Wir müßten nun zu dem Prozeß kommen, in dem das natürliche Ultramarinblau gewonnen wird. Die Beschreibung der Vorgehensweisen und die Rezepturen der Hilfsmittel mit denen die färbenden Substanzen aus dem Stein gewaschen und extrahiert werden, sind sehr verbreitet, allein das Verfahren ist langwierig und mühsam. Und es gibt ja einen deutschen Hersteller dieses echten Ultramarinblau, der auf seiner web-seite das historische Verfahren darstellt. Es ist deshalb so mühsam, weil es ein rein mechanisches Verfahren ist, das zudem auf Handarbeit beruht. Da dieses Pigment dort für ca. 18.000,-€ per kg angeboten wird, gehen wir davon aus, daß der jeweilige Interessent sich - anders als ein Sparer für die Riester-Rente oder Anleger bei einer bad bank - eigenständig sachkundig machen wird und schließen diesen Beitrag hiermit.

Hier noch zwei links zu diesem und weiteren Themen:

www.seilnacht.com

www.emrath.de