Naturwerkstoffe
Propolis-Farben Meiners

Die geölte Holzoberfläche

A. Allgemeines

Von den diversen Methoden, Holzoberflächen mit einem schützenden Film zu überziehen, ist das Behandeln mit einem trocknenden Öl in den meisten Hinsichten die beste: natürlich, schön, preisgünstig, belastbar, permanent reparierbar! Als Gerüst des ehemals lebenden Organismus hatten die Holzzellen bisher die Funktion, dem von innen her geregelten Wasser- und Nährstoffhaushalt zu dienen; so erklärt sich, dass Nadelholz zu ca.75% aus Hohlraum besteht.

Soll das nunmehr anderen Zwecken zugeführte Holz unempfindlich gegen Wasser und/oder hierin gelösten Farbstoffen oder anderen Arten von Verunreinigungen geschützt werden, gibt die Möglichkeit, entweder das Holz mit einem mehr oder weniger eingefärbten Lack zu überziehen oder mit einer Imprägnierung und dünnem Film eines trocknenden Öls auszustatten. Die Vorteile einer Lackierung liegen in der oftmals großen Widerstandsfähigkeit der verwendeten Harze sowie des möglichen hohen Glanzes und der schnellen Trocknung dieser Bindemittel. Ihre Verwendung hat in vielen Fällen eindeutige Berechtigung, z.B. um minderwertiges Holz oder Holzsurrogate einer Dauerbewitterung aussetzen zu können oder zu gewährleisten, dass das lackierte Holz aus Hygienegründen mit scharfen Reinigungsmitteln gesäubert werden kann; selbstverständlich auch, um besonders wertvolles Holz zu schützen oder Aspekte seiner Schönheit hervorzuheben, was dann in den Bereich der Geschmacksfragen gehört. Die Nachteile können ebenso eindeutig benannt werden: Auch Lackfilme halten nicht ewig, schon kleinste Schä-den können bei ständig feuchtem oder bewittertem Holz zu großen Schäden führen: Wasser wird durch den kaum sichtbaren Lackschaden eindringen und durch den ansonsten dampfdichten Film am Abdiffundieren gehindert, was im Lauf der Zeit notwendig zum Aufplatzen des Überzugs führt, von der Tätigkeit holzzersetzender Pilze unter schadhaften bewitterten Lacken ganz zu schweigen. In Innenräumen allerdings kann letzteres Problem eher selten auftreten. Eine einfache Reparatur von lack-ierten Oberflächen jeglicher Art vorzunehmen, ist immer mit dem An- oder gar Abschleifen des beschädigten Anstrichmaterials verbunden, soll es wieder eine einigermaßen ansehbare Oberfläche ergeben. Die einfachere, auch durch einfachere Reparaturmöglichkeiten langlebigere Schutzmaßnahme liegt in der Fähigkeit des trocknenden Öls, in die Holzzellen einzudringen, so zu verhindern, daß Wasser, farbige Flüssigkeiten usw aufgenommen werden können, sodaß auch die Überzüge mit z.B. Leinöl : hauchdünn aufgetragen werden können und damit die Schönheit von gutem Holz nicht hinter einer doch relativ dicken Lackschicht zurücktreten muss. Zu der optischen Wärme des Holzes kommt durch die elektrische Leitfähigkeit natürlicher Materialien die durch diese bedingte - manchmal bis zu 2 °C höhere Temperatur, im Gegensatz zu den sich elektrostatisch aufladenden und so auch staubanziehenden Kunstharzoberflächen.

Die Reparatur der geölten Oberfläche, welche gleichzeitig auch immer die Pflege sein würde, ist denkbar einfach: z.B. Fußböden in Küchen um das Spülbecken herum, welche Stellen durch Schuhe und spritzendes Wasser besonders belastet sind, brauchen nur ab und an abends einen mit einem Tuch aufgeriebenen dünnen Leinölfilm, der schon am nächsten Tag getrocknet ist.

Im Gegensatz zu einer lackierten Holzfläche, die derartigen Belastungen auch nicht allzu lange standhält, wird hier ein wesentlicher Vorteil sogleich deutlich: es kann auf das mühselige An- und womöglich Abschleifen gänzlich verzichtet werden. In der Anstrichmittelindustrie selbst ist es übrigens nichts Neues: vergleichende Untersuchungen der Kunstharz verarbeitenden Industrie bezgl. Haltbarkeit, Diffusion, Eindringtiefe in das Holz etc. von Leinöl im Gegensatz zu Kunstharzen erkennen an, dass mit Leinöl gebundene Anstriche nicht nur sich selbst, sondern auch dem Holz eine längere Lebensdauer ermöglichen.

 

B. Es gibt mehrere Methoden, Holzoberflächen zu ölen,

was auch vom Einsatzzweck des Holzes und der Zeit abhängt. Grundsätzlich ist die gut geschliffene Holzoberfläche das beste Fundament sowohl für den sparsamen Verbrauch wie Schön-heit und Langlebigkeit. Nach dem feinen Schliff sollte das Holz ausgebürstet und evtl. Holzstaub mit etwas feuchtem Tuch abgenommen werden.

Danach kann ein zu 50% mit einem geeigneten Lösungsmittel verdünnter Leinölfirnis satt aufgestrichen werden, dem man eine halbe Stunde geben kann, ins Holz einzuziehen. Es sollte darauf geachtet werden, dass überall ausreichend sättigend von diesem Grundieröl aufgegeben wird. Das dichtere Kernholz ist kaum fähig, viel Öl aufzunehmen, während der Splint, insbesondere aller Kiefernarten, sehr stark saugt. Es muss deshalb das überschüssige Öl auf die Zonen verteilt werden, die sehr stark saugen, nötigenfalls muss dort - nass in nass - noch einmal Öl aufgetragen werden. Alles überschüssige Öl soll dann sorgfältig wieder von der Holzoberfläche entfernt werden. Die wird die Grundlage für lange Haltbarkeit, z.B. eines Holzfußbodens. Womit das Grundieröl aufgetragen werden soll, ist gleichgültig , wichtig ist die Eignung des Werkzeugs für den Zweck der Verteilung des Grundieröls auf der Fläche. Nicht gleichgültig ist das Gerät, welches geeignet sein soll, das überschüssige Öl wieder von der Oberfläche zu wischen: dafür eignet sich wohl am besten ein Lappen. Jedoch Vorsicht! Der ölgetränkte Lappen sollte nach der Arbeit aus der Wohnung/Werkstatt entfernt oder luftdicht verpackt, wenn er weiterbenutzt werden soll, niemals jedoch achtlos in irgendeiner Ecke liegen gelassen werden: Leinöl trocknet durch Sauerstoffaufnahme (Oxydation); durch die vielen Fasern eines solchen Lappens vergrößert sich die Oberfläche des Öls derart, dass wesentlich größere Mengen Sauerstoff aufgenommen werden können, als bei einer Fläche. Es käme hierdurch zu einem Wärmestau in dem Lappen, der ja meist zusammengeknüllt liegen bleibt, dessen Folge fast sicher die Selbstentzündung wäre. Ohne den Lappen könnte sich das Leinöl allein niemals entzünden. Gleiches gilt übrigens auch für Speiseleinöl.

Nach dem Grundieren sollte man bei einer Temperatur von ca. 20°C ca. 24 Stunden warten, bis das Öl sicher getrocknet ist; man wird dann feststellen, dass sich die durch das Schleifen angerissenen Holzfasern aufgerichtet haben: das vorher glattgeschliffene Holz ist wieder etwas rauh. Dies ist der Beweis für das, zumindest an der Oberfläche, getrocknete Öl, und es kann jetzt mit einem sehr feinen Schleifpapier, feiner Stahlwolle oder sogar mit einem dieser harten grün-gelben Putzschwämme der Zwischenschliff vorgenommen werden. Der Schleifstaub wird wieder entfernt, und nun kann mit unverdünntem Leinöl oder Firnis, das ist gekochtes und mit Metallen versetztes Leinöl, die erste Schicht mit einem Stoffballen aufgerieben werden. Nach Auftragen dieser ersten dünnen Schicht kann man auch gleich erkennen, ob die Grundierung eine gleichmäßige Fläche bewirken konnte. Dort, wo das Öl sofort wieder ins Holz einzieht, erkennt man, daß die Grundierung nicht ganz ausreichte.

Wenn die Holzfläche eingefärbt werden soll, ist es immer am besten, einen gleichmäßig saugenden , in diesem Fall nicht saugenden - Grund für die problemlose Verteilung der mit Leinöl angeriebenen Pigmentpaste zu schaffen. Die Farbpasten kön-nen auch Künstlerölfarben sein, die nur noch mit Leiöl verdünnt werden müssen oder wenn die Auswahl unbefriedigend ist, eig-nen sich Pigmente sehr gut, den Effekt der Holzbeize, jedoch ohne die mit komplizierten Vorarbeiten verbundene Wirkung zu erzielen. Hierfür sollten allerdings immer erst Proben angelegt werden.

Diese Arbeit des Holzfärbens schließt das Ölen ja mit ein, deshalb kann nach zweimaligem dünnem Auftrag, ob ohne oder mit Pigmenten, möglicherweise erst einmal aufgehört werden, wenn die Oberfläche einen befriedigend geschlossenen Eindruck macht. Es kann nicht nachdrücklich genug darauf hingewiesen werden, dass die Ölaufstriche wirklich nur sehr dünn aufgetragen werden dürfen, und sie müssen auch jedes mal gut durchgetrocknet sein, weil das erneute Auftragen von Öl auf nichtgetrocknete Schichten die Trockenzeiten der vorherigen und der neuen Schicht verlängert oder die Trocknung auch verhindert. Eine dicke Ölschicht würde runzeln und trotzdem nicht hart werden , was sicher nicht eintritt, wenn so verfahren wird, wie oben beschrieben.

Eine andere Methode, Holzflächen zu ölen, kann man anwenden, wenn es sich um kleinere Stücke handelt ; selbstredend können auch ganze Holzfußböden so bearbeitet werden. Das gut geschliffene Holz wird wieder ausgebürstet und von allem Staub befreit, dann satt mit Leinölfirnis oder rohem Leinöl eingestrichen. Angestrebt ist eine Art Tränkung des Holzes, obgleich das Öl kaum tiefer als 3 mm eindringen kann, auch wenn es vorher gut erwärmt wird und der Raum, in dem sich das Holz befindet, ebenfalls warm ist. Aber besser ist es schon, wenn alles gut erwärmt ist, weil warmes Öl eben wesentlich flüssiger ist, als kaltes (was z.B. in der Küche an dem Olivenöl gut beobachtet werden kann: es erstarrt in der Kälte). In diesem Zusammenhang kann auch erwähnt werden, dass es außer Leinöl noch andere trocknende Öle gibt, die ebenfalls verwendet werden können und in der Abfolge ihrer Trockengeschwindigkeit hier genannt werden können: Leinöl, Walnussöl, Hanföl, Sojaöl, Mohnöl, Sonnenblumenöl und auch Traubenkernöl.

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