Naturwerkstoffe
Propolis-Farben Meiners

Herstellung von Kindermalfarben

Gelegentlich darf man mit anhören und -sehen, wie Kinder mit unvernünftigen Erwachsenen gleich-gesetzt werden; so etwas ist selbstverständlich kein erstrebenswertes Erziehungsziel. Weil sich diese Aussage bezogen auf die Überschrift womöglich verkomplizierend, gar rechthaberisch anhören kann, betonen wir, dass es uns hier auf Vereinfachung und Begründung ankommt. Sie brauchen auch nur das unten stehende einfache Rezept zu lesen.

Allgemeiner Konsens ist, dass Kinder einfach noch nicht ungeschützt den komplizierten und doch auch für die meisten Erwachsenen unverständlichen Regelungen, Verhältnissen, Beziehungen und den mit dieser Unkenntnis zusammenhängenden Gefahren ausgesetzt sein sollten.

Die Kenntnis aller möglichen Gefahren dieser Welt würde uns Erwachsene womöglich hilflos erstarren lassen. Da es hier um Farben geht, sind wir schon mitten im diesem Thema zugrunde liegenden Problem: wenn Sie industriell hergestellte Farben für Kinder kaufen und nicht wissen, was drin ist aber auch nicht wissen, was drin sein könnte, jedoch ein Problembewußtsein in dieser Hinsicht entwickeln mussten, könnte es Ihnen evtl. so gehen, wie oben beschrieben; inclusive der sich so entwickelnden, an die Kinder weitergegebenen nichtrationalen Befürchtungen, die allesamt die naturgegebene Gestaltungskraft der kindlichen Entwicklung mehr und mehr einschränken werden.

So schließt sich dann der Kreis.

Inzwischen ist es allgemeiner Kenntnisstand, daß jeder Europäer im Laufe seines Lebens tonnenweise versteckten Zucker, Geschmacksverstärker, Geruchsverbesserer, Phosphate, Nitrate, Konservie-rungsmittel, die angegeben und nicht angegeben werden, konsumiert; die gesetzten Grenzwerte der EU für Pflanzenschutzmittel in Äpfeln wurden im letzten Jahr um 360% erhöht; die Liste ist endlos.

Daraus folgt erst einmal, dass es tatsächlich nicht einfach ist, für die kindliche Entwicklung das Richtige von dem Gegebenen auszuwählen: es wäre gut, sich selbst helfen zu können.

Zum Beispiel ist es in Mode, sog. Fingerfarben für die ganz kleinen Kinder, die noch nicht mit den passenden Werkzeugen umgehen können, in ähnlichen Gebinden zu kaufen, in welchen auch die wohlschmeckenden Pudding- und Joghurtzubereitungen angeboten werden. Jeder jedoch würde sich wundern, wenn ein kleines Kind eine solche Fingerfarbe verzehren wollte, zumal oder obwohl solche Farben ohnehin oftmals unter Verwendung sog. Lebensmittelfarbstoffe hergestellt worden sind. Wie soll ein kleines Kind wissen, dass die Erwachsenen sich vor synthetischen Lebensmittelfarbstoffen fürchten ? Wenn man nicht möchte, dass Kleinkinder mit dem wesentlich preisgünstigeren Essen spie-len, welches auch sehr farbig sein kann, ist man ganz schön in der Zwickmühle.

Künstlerisches Gestalten wollte sich von jeher möglicherweise immer nur selbst genügen. Alles was wir kennen und über Kunstwerke sagen können, ist ihnen zugeschrieben worden. Der Künstler kann immer nur das der jeweiligen Epoche entsprechende und verfügbare Material benutzen. Kleinkinder, die ihre Unterscheidungs- und motorischen Fähigkeiten ausbilden wollen, benutzen eben nun einmal gern auch das, was sie schon kennen. Weder kennen sie die Natur synthetischer Farbstoffe, noch die immer für solche Produkte verwendeten Konservierungsmittel. Es müssen wohl Ordnungsvorstellungen sein, auf denen das Verlangen nach solchen Produkten beruht, obgleich auf der anderen Seite die Verwendung von Getreide als Brennstoff für Heizung und Auto zur Gewohnheit werden soll.

Wenn die Kinder ein wenig älter sind, und sie durften manchmal sogar die Lebensmittel und Haus-haltsgeräte für ihre Spiele zweckentfremden, dann sind sie schon in der Lage, die kleinen Gefahren, die im Umgang mit jeder Materie vermieden werden müssen, einigermaßen einzuschätzen. Sie wis-sen dann meist, welches Material sich nicht gut mit Polstermöbeln verträgt oder unverdaulich ist.

Dann ist auch die Zeit gekommen, wo es sogar den Kindern selbst möglich ist, sich mit den entspre-chenden Rohstoffen Malfarben herzustellen, die denen der Industrie an Qualität mindestens ebenbür-tig sind. Die Kinder haben nun auch gelernt, Werkzeuge (z.B. Pinsel) sinnvoll einzusetzen.

Eine Farbe, die auf einem gegebenen Untergrund haften soll, besteht aus Farb- und Bindemittel.

Je nach Art des Untergrunds, stark, schwach oder nicht saugfähig, rauh oder glatt etc., werden mehr oder weniger stark klebende Bindemittel gewählt.

Je nach Ausdruckabsicht und anderen Einsatzzwecken werden mehr oder weniger lichtechte oder gegen andere Athmosphärilien beständige, farbstarke, -schwache, ungiftige, wie bei Kosmetika oder den o.e. Nahrungsmitteln oder extra giftige, wie gern zum Anstrich von Schiffsböden genommen. Auch alle Plastikmaterialien auf dieser Welt werden eingefärbt. In nicht eingefärbte Plastik-Textilien gehüllt, sähen wir aus, wie in Baufolie gekleidet.

Eine Kindermalfarbe kann aus einem wasserlöslichen Leim und –natürlich- ungiftigen Pigmenten bestehen. Als Leim eignet sich am besten „reine“ Methylcellulose, denn die kann nicht schimmeln. Sie wird mit kaltem Wasser angesetzt. Jede Erdfarbe, sie sind allesamt ungiftig, eignet sich zum Malen. Nur für Blau und Grün gibt es keine geeigneten Erdfarben. Hier können die ungiftigen Mineralfarben Ultramarinblau und Chromoxydgrün benutzt werden oder Grün wird aus gelbem Ocker und Ultramarin gemischt. Damit ist die Palette ungiftiger mineralischer Farben vollständig. Mit ihnen können auch kleinere Kinder ohne Gefahr selbst Farben anmischen, die, wenn sie in einem sauberen Ge-fäß aufbewahrt werden, selbst eigentlich kaum verderben können.

Dieser Grundansatz, Leim und Pigment, ergibt eine immer wasserlösliche, also auswaschbare Farbe und kann für viele weitergehende Techniken verwendet werden: soll die Farbe später nicht mehr ohne weiteres löslich sein, kann ein wenig Lein- oder sogar Sonnenblumenöl hineingemischt werden. Auch mit etwas Milchzusatz werden die Farben nach Trocknung schwerer löslich und bekommen eine schöne Oberfläche. Über die Verwendung von Ei und Quark oder Bier als Farbenbindemittel siehe bei unseren anderen Blättern.

Ein Wort noch zur Auswahl der Farben selbst. Bekanntlich sind die Erdfarben nicht so leuchtend wie vielleicht gewohnt – man kann auch sagen stark oder besser grell, wie die uns von allem Farbigen her bekannte, oft uns zu gesteuerter Orientierung umgebende gestaltete Welt. Die Frage liegt nahe, ob dies denn bloß wiederholt werden soll oder sich Kinder, auch angeleitet, mit ihrer Fantasie, eine solche oder andere Welt nicht auch selbst erarbeiten können ?

Sicherlich gibt es sehr leuchtende, auch als ungiftig geltende Pigmente der organischen Chemie, die auch in kosmetische Produkte eingearbeitet werden; diese haben allerdings den Nachteil, dass man Kindern ihre Herkunft nicht erklären kann, und sie lassen sich auch nicht so leicht verarbeiten, wie die schönen Erdfarben, einmal abgesehen vom Preis. Auch gibt es sehr schön leuchtende Pflanzenfarben,

bei deren Einsatz man wegen ihres hohen Werts allerdings erst einige gestalterische Praxis haben soll-te; meist werden solche Pflanzenfarben auch für die Aquarellmalerei benutzt und dürfen nicht sehr lange starkem Licht ausgesetzt werden. Man sollte die Verwendung von Pflanzenfarben nur besonde-ren Gelegenheiten vorbehalten, wenn man sie sich nicht selbst herstellen kann. Auch Erdfarben können noch gefunden werden: wer im Fränkischen oder z.B beim Elbsandsteingebirge wohnt, stößt öfter auf kleine starkgefärbte Adern, die dann als Farben weiterverarbeitet werden können.

 

Rezept:

50 Gramm reine Methylcellulose in 1 Liter kaltes Wasser klumpenfrei einrühren, ½ Stunde quellen lassen, zwischendurch öfter gut durchrühren. Wenn die Lösung klar, ist der Leim fertig.

200 Gramm Pigmente unterschiedlicher Farbe, in Wasser eingesumpft und gut verrührt, als Paste mit dem fertigen Leim verrühren. Beides zusammen ergibt eine kräftige deckende Farbe, die entsprechend mit Wasser verdünnt, auch lasierend vermalt werden kann. Es könnte auch die nicht verdünnte Farbe mit bis zu 50 ml Lein- oder Sonnenblumenöl, kräftig gerührt, versetzt werden, so dass eine einfache Leimtempera entsteht, die allerdings für ganz kleine Kinder nicht geeignet sein dürfte, weil sich das ge-trocknete Öl später aus Textilien nicht mehr auswaschen läßt. Mit einem Milchzusatz kann die Farbe nicht lange aufgehoben werden. Dennoch ist es wichtig zu wissen, daß mit solchen einfachen Zusätzen aus den Beständen der Küche die Ausdrucksmöglichkeiten erweitert werden können. Über die Verwen-dung von Eiern für die Farbenherstellung siehe unser Merkblatt „Eitempera“.

Als Malgründe für diese einfachsten Künstlerfarben eignen sich sehr gut die preisgünstigen schönen braunen Packpapiere.

Wir wünschen Ihren Kindern viel Vergnügen.

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