Selbstherstellung und Eigenschaften
Rezept für einen Ansatz von 3 bis 4 Liter Kasein-Bindemittel, reicht für ca. 20 bis 35 m² lasierender, d.h. durchscheinender, mit wenig Pigmenten zubereiteter Farbe, welche sodann in der entsprechenden Manier (mit dem Schwamm oder anderen Werkzeugen) auf entsprechendem Grund aufgetragen werden kann.
100g Kaseinpulver in 1/2 ltr. Wasser über Nacht, mindestens aber 6 Stunden quellen lassen.
Nach beendeter Quellzeit 40g Borax in 1/8 Liter. Sehr heißem Wasser auflösen und in das Kasein einrühren.
Es entsteht ein noch recht dicker und klebstarker, glasig aussehender Leim, der, so dick wie er ist, jede Menge trocknendes Öl oder sogar Lack emulgieren kann. Allerdings sollte man dem chem. Aufschlussprozeß eine gute Stunde Zeit gewähren, bevor der Kaseinleim weiterverarbeitet wird: inzwischen können die Pigmente mit Wasser benetzt bzw. angerührt werden. Bei Erd- und sog. Dekorationsfarben geht das ganz ohne Probleme, einige organische Pigmente brauchen jedoch ein paar Tropfen Spiritus oder etwas Prilschaum, damit sie nicht mehr wasserabstoßend sind.
Den Pigmentbrei in die Kaseinlösung einrühren und ggf. 3 Eßlöffel Sonnen-blumenöl hinzurühren, dann das Ganze erst bis auf die o.a. Menge mit Wasser verdünnen.
Herstellung des Bindemittels aus Quark
Der Quark enthält etwa 20% Kasein; ein 500-gramm-Päckchen frischer Magerquark entspricht demnach den oben beschriebenen 100 g Kasein. Allerdings ist Quark günstiger im Preis, weil als Lebensmittel steuerlich begünstigt. Er dürfte demnach für professionelle Anstricharbeiten nicht verwendet werden... Das aber nur am rande. Diese 500g Magerquark werden also mit ein wenig Wasserzugabe zu einem Brei aufgerührt und dann mit der gleichen Menge Borax wie oben verfahren. Das ist eigentlich alles. Vorteil von Quark ist neben dem Preis also noch, daß die lange Quellzeit für das Kasein unnötig ist. Der Vorteil von Kasein liegt in der Verfügbarkeit auch in Gegenden, wo Quark nicht gegessen wird.
Wenn Sie noch unerfahren in solchen Dekorationstechniken sind, sollten Sie sicherheitshalber Farbproben in der gewählten Technik auf einen neutralen Untergrund auftragen, um sehen zu können, wie stark die Pigmentkonzentration sein soll. Es ist, auch angesichts der späteren Wirkung, eher vorteilhaft, zweimal eine zu schwache Farbe aufzutragen, als bei erstmalig zu starkem Aufstrich alles wieder weiß überstreichen zu müssen, um noch einmal von vorn anfangen zu dürfen.
Viel Vergnügen dann bei der Arbeit.
_____________________________________________
Für alle Werkstoff-Fragen in diesen dekorativen Zusammenhängen empfohlene Literatur:
Schönburg, "Gestalten mit wässerigen Anstrichstoffen"
Schönburg, "Gestalten mit Putzmörteln"
Rottländer, "Historische Techniken des Malers
Wehlte, "Werkstoffe und Techniken der Malerei"
Doerner, "Malmaterial und seine Verwendung im Bilde"
Sowie unzählige andere Dekorations-Literatur